
Eine ganz entscheidende Sache nimmt man als Schwarzgelber aus diesem Spiel mit: den Derbysieg!
PERSONALIEN
Bei Schwarzgelb fehlte Marco Reus aufgrund eines Muskelfaserrisses im Adduktorenbereich, den er sich im Europa-League-Spiel am vergangenen Donnerstag zugezogen hatte. Ersetzt wurde er von Gonzalo Castro. Der FC Schalke 04 musste auf seinen Mittelfeldstrategen Johannes Geis verzichten, der nach seinem brutalen Foulspiel am Gladbacher Andre Hahn noch rotgesperrt war. Dafür vollbrachte die Gelsenkirchener Medizinabteilung ein kleines Wunder: Joel Matip konnte, entgegen der Annahmen vieler Medien, doch spielen und stand sogar in der Startformation.
SPIELVERLAUF
Borussia Dortmund kam ordentlich ins Revierderby, während die Gäste aus Gelsenkirchen sich erstmal defensiv kompakt in der eigenen Hälfte staffelten. Auch auf den Rängen war die Stimmung von der ersten Minute an hervorragend - die erste „Scheiß S04“-Rufe konnte man bereits in der 3. Minute vernehmen. Währenddessen ging es auf dem Rasen robust hin und her, wobei die Schalker deutlich körperbetonter spielten als der Gastgeber. Erst nach 15 gespielten Minuten merkte man, dass die Königsblauen offensiver wurden, was Schwarzgelb jedoch keinerlei Raumgewinn einbrachte - vielmehr war man von nun an damit beschäftigt, die Konterversuche des Gegners zu unterbinden. Das gelang allerdings nicht immer und so bekam Dennis Aogo in der 20. Spielminute viel Platz auf der linken Außenbahn, flankte die Kugel in der Dortmunder Strafraum, wo Leroy Sane diese jedoch bloß am linken Torpfosten vorbei ins Toraus befördern kann.
Nach einer zwischenzeitlichen Sturm- und Drangphase, wurde die Breitenreiter-Elf dann aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als Aubameyangs Torschuss gerade noch von Innenverteidiger Joel Matip geblockt werden kann. Zwei Minuten später - in der 30. Spielminute - konnte allerdings keine Königsblauer mehr eingreifen. Eine wunderschön anzusehende Kombination auf der rechten Außenbahn mit den Stationen Weigl, Castro, Ginter, wieder Castro und wieder Castro und einer anschließenden Flanke, köpfte der verhältnismäßig kleingewachsene Shinji Kagawa zur Dortmunder Führung in die Maschen - der Signal Iduna Park bebte. Bebte jedoch nicht lange, denn in der 33. Minute spielte Kapitän Mats Hummels einen katastrophalen Fehlpass im Aufbauspiel. Der 19-jährige Sane schnappte sich den Ball und marschierte in den Strafraum, wo er diesen an Keeper Roman Bürki vorbei in die Mitte legte. Danach war es für Klaas-Jan Huntelaar ein Leichtes, zum Ausgleich einzunetzen.
Trotz des Gegentores ließ sich die Heimmannschaft mit der Südtribüne im Rücken nicht verunsichern und bereits wenig später versuchte es Ilkay Gündogan mit einem Schuss aus der zweiten Reihe, dieser flog jedoch knapp am Tor vorbei. Es kamen noch zwei weitere Tormöglichkeiten in der 35. Minute hinzu, die jedoch beide nicht genutzt werden konnten. Stattdessen zeigte Schiedsrichter Dr. Felix Brych, der bisher im Spiel ohne Karten und mit nur wenigen Unterbrechungen ausgekommen war, Leon Goretzka die erste Gelbe Karte. Dieser hatte Kagawa festgehalten, wobei es da wohl eher galt, ein kleines Zeichen in Richtung beider Mannschaften zu setzen. Nicht zuletzt dank einer etwas lockereren Spielleitung durch das Schiedsrichtergespann, kam ein sehenswerter Spielfluss zustande, den es ansonsten vermutlich nicht gegeben hätte.
Derweil lief der BVB weiter in Richtung Schalker Strafraum und versuchte immer wieder erneut in Führung zu gehen. So beispielsweise in der 43. Spielminute: Mkhitaryan hatte den Ball im Strafraum quergelegt auf Schmelzer und der Linksverteidiger scheiterte mit seinem Versuch, die Kugel weiter vor das Tor zu bringen. Stattdessen lenkte ein Königsblauer den Ball ins Toraus. Der anschließende Eckball sollte entscheidend werden. Gonzalo Castro schlug den Ball in Richtung kurzem Pfosten, wo ihn Ginter herausragend auf den Kopf bekommt und somit war die Führung wieder hergestellt. Im Nachhinein betrachtet, war es vermutlich der entscheidende Treffer, bedingt durch dessen Zeitpunkt. Doch auch der S04 bekam in der Nachspielzeit nochmal die Chance, als Leroy Sane den Ball in den Dortmunder Strafraum spielte, wo es Franco di Santo mit der Hacke versuchte - vergebens, denn sein Schussversuch landete neben dem Tor.
Beide Mannschaften kamen nach der Halbzeitpause unverändert wieder auf den Rasen - zumindest personell unverändert, denn geistig schienen die Gelsenkirchener doch noch in der Kabine zu sein. In den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff wurde die Mannschaft von Trainer Andre Breitenreiter förmlich überrannt. In der 48. Spielminute, spielt Henrikh Mkhitaryan nach Ballgewinn die Kugel zu Castro und der steckt sehenswert zu Aubameyang durch. Der 26-jährige Toptorjäger tauchte somit vollkommen alleine vor S04-Torhüter Ralf Fährmann auf und verwandelte gewohnt sicher zur 3:1-Führung! Anschließend folgte seine Vorstellung, für die er von Schiedsrichter Brych verwarnt wurde. „Auba“, wie er in Dortmund gerufen wird, zog sein Trikot aus und offenbarte ein Unterziehshirt mit der Aufschrift „DO YOU REMEMBER?“ („Erinnerst Du Dich?“ bzw. „Erinnert ihr euch?“) und einem Batman-Logo, in Anlehnung an den Auftritt aus der vergangenen Spielzeit im Revierderby. Und Schwarzgelb hörte nicht auf, kam in Person von Gündogan in der 50. Minute erneut zu einer Großchance, als der Nationalspieler abzog - doch Fährmann, der seine Mannschaft immer wieder rettete, bekam die Hand gerade noch an den Ball.
Ausbauen, hätte Borussia Dortmund die Führung auch vier Minuten später können/müssen. Aubameyang hatte auf der rechten Außenbahn die Kugel ideal in den Lauf gespielt bekommen, hatte sogar die Zeit, um Mkhitaryan in Strafraummitte zu finden. Seine Flanke kam auch perfekt an, doch als der Armenier schließlich versuchte, den Ball an Fährmann vorbeizudrücken, wehrte der in Joachim Löws Nationalmannschaft erneut nicht beachtete Toptorhüter den Schuss noch mit dem Oberarm ab - eigentlich unhaltbar, doch der 27-jährige hatte einen Sahnetag. Erst jetzt begannen die Gelsenkirchener sich wieder zu ordnen und Konstanz in ihr Spiel zu bekommen, doch die Partie schien entschieden. Doch das wollten die Gäste angesichts der Wichtigkeit des Derbys nicht hinnehmen, kamen immer besser wieder ins Spiel.
Die Dortmunder wiederum fanden nicht mehr so oft den Weg zum königsblauen Kasten. Erst in der 69. Spielminute hatte Sokratis wieder eine nennenswerte Torchance. Nach einem Eckball köpft der Grieche den Ball mit Wucht aufs Tor - erneut eigentlich unhaltbar. Aber wieder pariert Fährmann weltklasse und hält seine Mannschaft so im Spiel. Und tatsächlich kam diese nochmal zurück, nachdem Huntelaar die Flanke, die Sokratis nicht abgewehrt bekam, über Bürki lupfte - plötzlich stand es nur noch 3:2 und man hatte Blut geleckt. Die ersten Minuten nach dem Gegentor schien der BVB wieder komplett unter Kontrolle zu haben, doch spätestens, als Hojbjerg auf das Dortmunder Gehäuse geschossen und Bürki rettend diesen noch an den Torpfosten gelenkt hatte (80.), sah das wieder anders aus.
Es entstanden harte letzte zehn Minuten mit einigen Fouls und Gelben Karten. Als in der 90. Minute der gerade eingewechselte Felix Platte dann Julian Weigl von hinten in die Beine grätschte - und das direkt vor den Trainerbänken -, war das Derby quasi perfekt. Rudelbildung, Schubsereien und Schlichtungsversuche. Nachdem Dr. Felix Brych die Situation wieder beruhigt hatte, zeigte er dem 19-jährigen Talent aus Gelsenkirchen nachträglich noch die Gelbe Karte, auch wenn sich viele im Stadion einen Platzverweis gewünscht hätten. Und als krönenden Abschluss, der den gesamten Spielverlauf nochmal in einer Situation darstellte, bekam Ilkay Gündogan die Tormöglichkeit. Seinen Schuss bekommt Fährmann bloß abgefälscht, doch auf der Linie rettet Junior Caicara. Es war zugleich die letzte Szene vor einem der beiden Tore - nach vier Minuten Nachspielzeit beendete Brych das Revierderby. Für Borussia Dortmund zählt vor allem eines: der DERBYSIEG!
SPIELINFORMATIONEN
Borussia Dortmund: |
Bürki - Ginter, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Kagawa, Weigl, Gündogan - Castro (87., Bender), Aubameyang (90.+3, Ramos), Mkhitaryan |
FC Schalke 04: |
Fährmann - Caicara, Neustädter (90., Platte), Matip, Aogo - Sane, Goretzka, Kolasinac (69., Hojbjerg), Meyer (56., Choupo-Moting) - Di Santo, Huntelaar |
Tore: |
1:0 Kagawa (30., Ginter, Kopfball), 1:1 Huntelaar (33., Sane), 2:1 Ginter (43., Eckball von Castro, Kopfball), 3:1 Aubameyang (48., Castro), 3:2 Huntelaar (71., Goretzka) |
Gelbe Karten: |
48. Aubameyang, 82. Schmelzer, 89. Weigl - 38. Goretzka, 46. Caicara, 60. Di Santo, 90. Platte |
Schiedsrichter: |
Dr. Felix Brych (München, Bayern) |
Stadion: |
Signal Iduna Park, Dortmund |
ZUschauer: |
79.956 (ausverkauft) |