Unsere letzte Saison war enttäuschend. Mal wieder.
Aus diesem Grund musste im Sommer der Trainer gehen. Mal wieder.
Es wurde daraufhin ein Umbruch ausgerufen. Mal wieder.
Ein Trainer der den BVB atmet soll es jetzt richten. Edin Terzic ist der Auserwählte, der bisher kaum Trainererfahrung vorzuweisen hat. Aber als Interimstrainer holte er immerhin den DFB-Pokal.
Das ist ohne Zweifel ein großer Meilenstein in unserer Vereinsgeschichte, die damit für immer mit seinem Namen verknüpft ist.
Ihm wurde jetzt auch Kader mit zahlreichen Neuverpflichtungen zur Verfügung gestellt. Mit Spielern die wahrscheinlich eher auf der Wunschliste von Vorgänger Marco Rose standen.
Man wollte "Hungrig sein, wie noch nie". Zugleich kam man nicht umhin um Geduld zu bitten. Der Umbruch würde mehrere Transferphasen dauern. Am Anfang zählen nur die Ergebnisse und das Spielerische kommt im Laufe der Hinrunde dazu.
Mit dem Spiel bei Union Berlin ist jetzt über die Hälfte der Hinrunde vorbei. Man steht auf Platz 8. Und man hat eine Mannschaft, wo sich gefühlt spielerisch seit Spieltag 1 nicht wirklich was entwickelt. Zu Anfang der Saison passten aber halt die Ergebnisse noch. Die Mannschaft tritt aber auf, als hätte sie letzte Saison alle Titel abgeräumt. Statt "Hungrig" wirkt das alles ziemlich "satt".
Von "Hungrig wie noch nie" sehe ich beim BVB diese Saison bisher fast nichts. Kein Hunger auf den Sieg, kein Hunger auf das nächste Tor.
Echt bedauerlich, habe ich mich von der Euphorie vor der Saison ziemlich anstecken lassen. Habe diese Kicks ertragen, weil Geduld erfordert wurde. Aber wie lange darf und soll man Geduld haben bei einer Mannschaft die in Sachen Kaderwert unangefochten auf #2 steht?
Ja, eine Meisterschaft wäre total vermessen zu fordern. Aber nach Hälfte der Hinrunde auf Platz 8 stehen darf man mit so einem Kader trotz neuem Trainer und vielen Neuverpflichtungen auch nicht.
Oder wenn, dann zumindest nach 10 Spieltagen, wo ich das Gefühl gehabt habe, das man da zumindest alles gegeben hat.
Aber in Wahrheit geht man bei Teams wie die-aus-Österreich oder Union Berlin ziemlich sang- und klanglos unter. Ja das historische 2:3 gegen Bremen reiht sich da ziemlich ein. Trotz 2:0 Führung ging man da sang- und klanglos unter. Man guckt einfach ziemlich tatenlos und staunend zu, wie der Gegner ein Tor nach dem nächsten reinschießt. Wo ist die Maloche, die eigentlich an oberster Stelle im Ruhrgebiet steht? Beim BVB hat man das irgendwann im Laufe der letzten 10 Jahre verloren. Wie unser Vize-Kapitän schön sagte "Spitze, Hacke, 123"... aber ist für sowas überhaupt das Westfalenstadion der richtige Ort oder gehört sowas nicht eher in Stadien mit Theaterpublikum?
Der Trainerstuhl ist beim BVB mittlerweile zum Schleudersitz mutiert. -> Scheint nicht das Problem zu sein. Wird unter keinem Trainer besser.
Der Kader wurde in den vergangenen sechs Jahren gefühlt ganze zwölfmal komplett ausgetauscht. -> Scheint nicht das Problem zu sein. Wird mit keiner Mannschaft besser.
Also was ist das Problem beim BVB?
Die Probleme müssen also zwangsläufig an anderer Stelle liegen.
Modeste ist für mich so ein Indikator der zeigt, was falsch läuft. Anthony wird hier Woche für Woche zum Sündenbock hingestellt.
Dabei sollte man durchaus vor Augen führen, wieso man ihn überhaupt verpflichtet hat. Er soll Sébastien Haller ersetzen. Eigentlich war doch die Idee dahinter, dass man genau so spielt als wäre Haller auf dem Feld. Er sollte ein 1:1 Ersatz sein. Natürlich nicht so hochwertig, weshalb er vielleicht 2 oder 3 Chancen mehr braucht um ein Tor zu machen.
Aber man spielt doch nicht einmal so, als wäre ein Haller auf dem Feld. Wirklich viele verwertbare Bälle bekommt Modeste doch gar nicht. Er bekommt in vielen Spielen nicht einmal einen Ball so, das damit wirklich seine Stärken angesprochen werden.
Seit Jahren haben wir eigentlich keinen Kader der zum Trainer passt. Das ist glaube ich das wahre Problem. Ich meine schaut euch die Trainer der letzten Jahre mal an: Tuchel, Bosz, Favre, Rose, Terzic... Stöger habe ich mal rausgelassen, weil der nur eine Rückrunde wirken sollte. Ich würde behaupten, ein roter Faden ist bei diesen Trainern nicht zu sehen. Die lassen teilweise grundverschieden spielen.
Entsprechend ist auch der Kader ein Produkt unterschiedlicher Spielphilosophien.
Das Geheimnis warum es unter Klopp auch so gut lief war auch sicherlich die Tatsache, dass der ganze Verein sich im Laufe der Jahre auf seine Spielidee angepasst hat. Spieler wurden für dieses spezifische System gekauft. Die Nachwuchsmannschaften hast du mit David Wagner und Hannes Wolf als Trainer besetzt, die eine sehr ähnliche Idee von Fußball verfolgten. Deswegen konnte man auch problemlos mal Jugendspieler in die 1. Mannschaft werfen, um da auch direkt einen Impact zu haben.
Das machte ja auch den FC Barcelona seit den 90ern extrem erfolgreich. Die hatten dem ganzen Verein eine Spielphilosophie untergeordnet und haben die Posten auch entsprechend mit Trainern besetzt, die mindestens so ähnlich spielen wollen. Warum es bei denen die letzten Jahre nicht mehr so gut läuft hat sicherlich auch damit zu tun, dass die irgendwann durch die Chefetage davon abgekommen sind. Die haben dann lieber angefangen wie Real Madrid namhafte Spieler zu kaufen, anstatt nachzuschauen, ob die überhaupt zu der Spielphilosophie passen.
Das der rote Faden im Verein fehlt KANN aus meiner Sicht ein Problem sein.
Man ist ein bisschen den Weg von Manchester United gegangen. Dort hatte sich im Verein auch alles in Richtung Sir Alex orientiert. Es war ein Personenkult, letztendlich ohne Nachhaltigkeit. Man kann leider auch beim BVB sagen, dass die Klopp-Ära auch nur ein Personenkult geblieben ist. Man hat beim BVB leider verpasst eine Nachhaltigkeit mit einem Spielsystem und damit Spielidentität aufzubauen. Entsprechend auch die Trainer- und Spielersuche nach der Klopp-Zeit genau auf solche Leute für diese Identität zu beschränken.
Stattdessen stecken wir seit Jahren in einem heftigen Schlingerkurs mit solchen Auftritten und man muss sich als Fan die Frage stellen woran es liegt und sich seinen Frust von der Seele in Artikeln wie diesen schreiben.
Mal wieder.